Sanierung David’s Corner – 10., Davidgasse
Das Demonstrationsprojekt David’s Corner demonstriert im Rahmen des Leitprojekts „Gründerzeit mit Zukunft“ eine integrierte Systemlösung zur Steigerung der Energieeffizienz gründerzeitlicher Wohnhäuser. Durch die Umsetzung eines innovativen Gesamtkonzepts im Zuge einer durch den Wohnfonds Wien geförderten Sockelsanierung wird der Heizwärmebedarf von drei benachbarten Gründerzeithäusern über das gesamte Ensemble betrachtet um den Faktor 5 (von rund 120 auf 24 kWh/m2a) gesenkt. Die Gesamtsanierungskosten belaufen sich dabei voraussichtlich auf knapp unter 5 Mio. Euro.
Hauptziel des Projekts ist die Entwicklung einer zukunftsweisenden, wirtschaftlich replizierbaren integrierten Systemlösung für die Sanierung gründerzeitlicher Altbauten, die unter den bestehenden Förderbedingungen umgesetzt werden kann. Durch die Energieeinsparungen wird darüber hinaus ein wesentlicher Beitrag zu Klimaschutz und Ressourcenschonung geleistet. Dabei werden sowohl die besonderen Eigenschaften des gründerzeitlichen Hauses als auch die mietrechtliche Problematik moderner Gebäudetechnik im Wohnbau adressiert.
Zentrale Innovationsgehalte des Projekts sind der erstmalige Einsatz einer kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung in Verbindung mit dem konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien in einem Gründerzeithaus sowie eine Neuinterpretation der teilweise glatten Straßen- und Hoffassaden in energietechnischer und gestalterischer Hinsicht.
Die integrierte Planung und das begleitende Monitoring ermöglichen eine Zertifizierung der nachhaltig sanierten Gebäude nach TQ. Sämtliche Ergebnisse der Demonstration in Verbindung mit den bisherigen Erfahrungen des Teams werden in einem Leitfaden zur integrierten Sanierung von Gründerzeithäusern zusammengefasst. Die Multiplizierbarkeit der Ergebnisse beschränkt sich nicht nur auf den gründerzeitlichen Althausbestand in Wien und den österreichischen Landeshauptstädten (rund 350.000 Objekte), sondern stellt auch ein Potenzial für den Consulting-Export dar (Tschechien, Ungarn, Slowakei, Deutschland, Rumänien, Serbien, westliche Ukraine – Region Lemberg).
Ziele
Hauptziel des Projekts ist die Demonstration einer wirtschaftlich replizierbaren, integrierten Sanierungslösung zur Verbesserung der Energieeffizienz gründerzeitlicher Wohnhäuser, unter Berücksichtigung sozialer, ökonomischer und ökologischer Kriterien als ein nachhaltiges Gesamtkonzept. Anhand eines Ensembles von drei benachbarten gründerzeitlichen Wohnhäusern soll durch die Umsetzung eines innovativen Gesamtkonzepts eine erhebliche Reduktion des Energieverbrauchs bei gleichzeitiger Steigerung des Wohnkomforts demonstriert werden. Durch eine Kombination aus konventionellen und neuen Sanierungsmaßnahmen, wird der Heizwärmebedarf (HWB) der drei Gebäude von jeweils 100, 138 und 143 kWh/m2a auf 18, 23 und 33 kWh/m2a gesenkt. Dabei werden die besonderen Eigenschaften des gründerzeitlichen Altbaus berücksichtigt und bekannte sanierungsbedingte Schäden, die aus der Unverträglichkeit der alten Bausubstanz mit neuen Sanierungsmethoden hervorgehen, vermieden. Über das gesamte Ensemble betrachtet, wird der Heizwärmebedarf von einem Durchschnittswert von ca. 120 auf rund 24 kWh/m2a gesenkt.
Da sich das Ensemble in einem Gründerzeitviertel in ertragsschwacher Lage befindet (in Gründerzeitvierteln gibt es keinen Lagezuschlag auf den Hauptmietzins), liegt der Schwerpunkt auf der Wirtschaftlichkeit der Sanierung im Rahmen der sanften Stadterneuerung. Die in diesem Antrag beschriebene integrierte Gesamtlösung wird im Zuge einer durch den Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung (Wohnfonds Wien) geförderten Sockelsanierung mit einer Gesamtinvestitionssumme laut Vorprüfbericht von ca. 4 Mio Euro umgesetzt und soll als Pilotprojekt für weitere Sanierungen und generell zur Anhebung des Sanierungsstandards in der Hausverwaltung Dr. Peter Dirnbacher dienen. Dieser Antrag bezieht sich ausschließlich auf die innovativen Teile der Sanierungsmaßnahmen, die eine zusätzliche Investition darstellen. Die Projektergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung eines Sanierungshandbuchs, das wirtschaftlich realisierbare Lösungen für energetisch hochwertige Altbausanierungen enthalten soll. Dieses soll dazu beitragen, dass Gesamtkonzepte, die heute noch als innovativ gelten, zukünftig als Standardmaßnahmen bei der Sanierung gründerzeitlicher Wohnhäuser umgesetzt werden.
Das hier verfolgte Konzept geht weit über das Maß der konventionellen Gründerzeithaus-Sanierung hinaus. Der heutzutage übliche Sanierungsstandard beinhaltet aus technischer Sicht: Außendämmung (üblicherweise im Bereich 6–8 cm), den Tausch der Fenster auf den gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststandard (Uw = 1,35) sowie eine Aufrüstung der Wohnungen auf Gasetagenheizung (wo nicht bereits vorhanden). Diese Maßnahmen ermöglichen nur eine bescheidene Reduktion des Heizwärmebedarfs (üblicherweise im Bereich 50-80 kWh/m2a) und bringen oft vorprogrammierte nachhaltige Bauschäden (z. B. Schimmelbildung durch hohe Dichtheit der Fenster und Hausschwammbefall durch Feuchteschäden) mit sich. Die gestalterischen Maßnahmen beschränken sich üblicherweise auf eine neue Farbgebung der gedämmten Außenfassaden.
Die zentralen Innovationskomponenten dieses Projekts sind die komplette Nachrüstung einer kontrollierten Wohnraumbelüftung in Kombination mit dem konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien und zentraler Wärmeversorgung. Der Einsatz eines solchen oder vergleichbaren Gesamtkonzepts wurde bei der Sanierung eines Gründerzeithauses bisher noch nie angewendet. Damit stellt die hier vorgeschlagene Lösung einen komplett neuen und integrierten Ansatz dar.
Da der Einsatz von innovativer Anlagentechnik teilweise mietrechtliche Fragestellungen aufwirft, sollen in diesem Projekt neben der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit einer energetisch hochwertigen Sanierung von Gebäuden im Gründerzeitviertel auch Lösungen für die wohnrechtliche Problematik demonstriert werden, ebenso wie vertragliche Regelungen für die im Hof vorgesehen vertikalen Gärten zur individuellen Nutzung durch Mieter.
Grundlage aller Überlegungen der Demonstration ist es, das Gründerzeithaus als ein eigenes bauphysikalisches System zu begreifen und Modernisierungs- und Erhaltungsmaßnahmen so zu planen, dass sie die Funktionen innerhalb des Systems nicht nur so wenig wie möglich stören, sondern diese bestehenden Funktionen durch bauliche und betriebstechnische Maßnahmen möglichst unterstützt werden.